Rettungsgrabung in den Goldäckern - OB Klenk kritisiert Kostenverteilung

Rettungsgrabung in den Goldäckern - OB Klenk kritisiert Kostenverteilung
veröffentlicht: 13.11.2021

Grabungen im Neubaugebiet Schelmenäcker in Leinfelden hatten in jüngerer Vergangenheit ganz Erstaunliches zu Tage gebracht. So wurde neben den Überresten von 35 jungsteinzeitlichen Langhäusern auch ein 7000 Jahre altes Skelett einer Frau gefunden. (siehe: Überraschungsfund in Leinfelden: Das steinalte Skelett im Neubaugebiet)

Dass die Filder für unsere Vorfahren ein attraktiver Siedlungsplatz waren und sind, zeigt nicht nur dieser Fund. Denn auch in den Goldäckern sind archäologische Funde zu erwarten. Zumindest wurden dort bei einer Untersuchung vor 90 Jahren Siedlungsreste gefunden. Das wird durch eine weitere Untersuchung bestätigt, bei der vom Büro für Geophysik Terrana mittels einer geomagnetischen Untersuchung Anomalien entdeckt wurden – vermutlich Anzeichen einer frühen Besiedelung. 

Klarheit darüber soll eine gezielte Grabung bringen, die entsprechend des Denkmalschutzgesetzes geboten ist. Im kommenden Jahr soll daher von einer Fachfirma damit begonnen werden, in den Goldäckern nach Überresten menschlicher Besiedlung zu durchsuchen. Dabei werden die zu erwartenden Funde dokumentiert und geborgen, bevor hier Häuser entstehen. Die Grabungen sollen im kommenden Sommer beginnen und Ende 2022 abgeschlossen sein. Verzögerungen für den 2024 geplanten Baubeginn in den Goldäckern sind nicht zu befürchten. Allerdings kostet diese Rettungsgrabung die Stadt erneut eine ganze Menge Geld. 

Allein für die Grabung wird mit Kosten in Höhe von mehr als einer halben Million Euro gerechnet. Hinzu kommt, dass die Stadt entsprechend einer seit Oktober geltenden Regelung auch die fachliche Begleitung durch das Landesdenkmalamt bezahlen muss. Die werden die Kasse noch einmal mit mehr als 50.000 Euro belasten, sodass sich die Gesamtkosten inklusive eines Puffers auf vermutlich 600.000 Euro summieren werden. 

Genau daran entzündete sich bei der kürzlichen Gemeinderatssitzung Kritik. „Wir werden dagegen stimmen“, kündigte Walter Vohl (Freie Wähler) an. Es könne nicht sein, dass man zusammen mit den Schelmenäckern 1,5 Millionen Euro für die Grabungen ausgebe, gleichzeitig aber auch sozialverträglichen Wohnraum schaffen solle. Barbara Sinner-Bartels /(SPD) regte an, beim Land zu protestieren. Nach Worten von Wolfgang Haug gebe es in allen Stadtteilen steinzeitliche Funde, „ich erwarte keine spektakulären Entdeckungen“, so der Stadtrat der Freien Wähler.

„Wir müssen die Untersuchung machen“, sagte Roland Klenk, kritisierte jedoch gleichzeitig die Vorgehensweise des Landes. „Wir müssen zahlen, haben aber keinen Vorteil und können mögliche Funde nicht einmal ausstellen“, so der Oberbürgermeister. Denn die Funde gehen inklusive dem Recht auf die Veröffentlichung und der Wiedergabe ans Land über. Für Klenk eine Ungerechtigkeit. Er will sich deshalb an den Städtetag wenden und bekam dafür die Unterstützung aller Stadträte.

Quelle. Stadt Leinfelden-Echterdingen / 11.11.2021 / Bild Krämer

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